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Grußwort von Generalkonsul CHANG, See-jeong zur Eröffnung des koreanischen Festivals
„Geheimtipp Korea“
Sonntag, den 3. April 2016, 15:00 im Museum für Völkerkunde Hamburg
Sehr geehrte Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, Carola Veit, sehr geehrter Chairman of Metropolitan Council Busan, Lee Hae-Dong, sehr geehrter Herr Präsident der Hochschule für Musik und Theater, Prof.
Elmar Lampson,
sehr geehrte Damen und Herren,
ich darf heute –zum wiederholten Mal – ein aufgeschlossenes und kulturaffines Publikum im hamburger Völkerkundemuseum begrüßen, was immer eine Freude für mich ist.Der ehrwürdige alte Jugendstilbau dieses Museums ist mehr oder weniger regelmäßig Austragungsort für koreanische Kulturveranstaltungen.
Diefreundschaftlichen Bande, die Hamburg und Koreamiteinander
verbinden, wurdenaber bereits geknüpft, als dieses schöne Haus noch gar nicht gebaut war. Vor mehr als 130 Jahren wurde der Beginn unserer Zusammenarbeit besiegelt. Diese findet heutzutage unter anderem auf Ebene unserer partnerschaftlich miteinander vernetzten Regionen und Städte statt.
Die Metropole Busan, die in dieser Woche hier zu Gast ist, pflegteine Parlamentspartnerschaftmit der hamburgischen Bürgerschaft.Beide Standorte sind für ihre Häfen berühmt, die als Antriebsmotoren der
Wirtschaft einen wichtigen Stellenwert im internationalen Handel haben, und partnerschaftlich miteinander verbunden sind. Und auch wenn
Hamburg und Korea bereits starke Handelspartner sind, bin ich der
Ansicht, dass bei weitem noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind.
Beim „Wirtschaftstag Korea“ in der Handelskammer am kommenden Mittwoch werden wir uns der Frage widmen, wie sich die wirtschaftliche Zusammenarbeit zugunsten beider Seiten noch intensiver gestalten lässt.
Neben der Aufgabe, unseren Handel voranzutreiben,ist es noch
grundlegender und wichtiger, den kulturellen und zwischenmenschlichen
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Austausch zu fördern – zum Beispiel mit Hilfe von Ausstellungen und Vorträgen, Kursen, Konzerten oder anderen künstlerischen
Darbietungen.Sie kennen sicherlich Karl Valentins berühmten Ausspruch:
„Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“. Wozu also Aufwand betreiben für etwas, das auf den ersten Blick unterhaltsam ist, aber nicht
ebenwirtschaftlichen Gewinn verspricht?
Ich persönlich bin der Überzeugung, dass Kunst uns dabei hilft, das nötige Vertrauen zu entwickeln, um unser alltägliches Leben zu bewältigen, und das die Basis ist für alle Beziehungen, die dabei zustande kommen.
Im Kontext unserer bilateralen Beziehungen ist die kulturelle Begegnung das Fundament, das grundlegendes Vertrauen für unser Miteinander schafft.Ein Theatersaal oder ein Ausstellungsraum sind Orte, an denen man sich aus sicherer Entfernung an das fremde oder
unbekannteGegenüber herantasten kann.Durch Kunst zeigen wir, wer wir sind und woher wir kommen. Dem Betrachter eröffnet das die
Möglichkeit, den anderenkennenzulernen. So entwickeln wir gegenseitiges Verständnis und Respekt, und schaffen damit die
Voraussetzungen für eine vertrauensvolle Beziehung, die dann sogar auch wirtschaftlich rentabel sein kann.
„Woher kommt Vertrauen?“ – so hieß letzte Woche die Titelgeschichte in der Wochenzeitung „Die ZEIT“. Der Artikel dreht sich um Oxytocin, das Hormon, das uns vertrauen lässt. Ich habe den Eindruck, Koreaner
produzieren eine besondere Variante dieses Hormons, die sie besonders empfänglich macht für alles, was aus Deutschland kommt. In Korea profitiert Deutschland von seinem Ruf, ein Land der Dichter und Denker zu sein. Dadurch, dass deutsche Philosophie, Literatur oder Musik in Korea bekannt und beliebt sind, stehen auch deutsche Marken bei uns hoch im Kurs – egal, ob es sich um Mercedes Benz und Airbus Maschinen oder Konsumprodukte des täglichen Bedarfs, wie Nivea Creme, handelt.
Ich begrüße daher die Veranstaltungen des Festivals „Geheimtipp Korea“, dienicht nur um ihrer selbst willen einen Besuch wert sind, sondern
darüber hinaus eine gesamtheitliche Relevanz für unsere bilateralen Beziehungen besitzen.Im kulturellen Austausch zwischen Hamburg und
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Busan herrscht seit einigen Jahren eine gute Dynamik. Seit 2009 findet jährlich ein Artist-in-Residence-Programm zwischen den beiden Städten statt, und im Dezember letzten Jahres haben die Hamburger
Kreativgesellschaft und die Korea Maritime and Ocean University ihre Absicht erklärt, die künstlerische Gestaltung urbaner Räume gemeinsam anzugehen.
Im Internetzeitalter sind es auch die Kulturphänomene der Gegenwart, wie E-Sports, K-Pop oder Man-Hwa Comics, die dafür sorgen, dass junge Leuteauf der ganzen Welt von sich aus ein Interesse für koreanische
Kultur und Sprache entwickeln.Für manche ist der anfangs triviale Konsum von Popmusik sogar ein Auslöser, um Koreanisch zu lernen oder sich
wissenschaftlich mit Korea auseinanderzusetzen. Letztes Jahr durfte ich in der Koreanistik-Fachbibliothek der Uni Hamburg diesogenannte „Korea Corner“ eröffnen, bei der es sichebenfalls um die Förderung des
kulturellen Austausches handelt.
Unsere kulturelle Agenda ist bunt und umfangreich. Das Veranstaltungsspektrum reicht vom „Forum zur friedlichen
Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel“ über eine Beteiligung beim internationalen Markt der Kieler Woche.Im Metropolis Kinowurde ein zehntägiges koreanisches Filmfestival veranstaltet, und im Audimax konnte sich eine hamburger Tänzerin in der K-Pop World Festival
Vorrunde für das Finale in Seoul qualifizieren.Auch in diesem Jahr
übernehmen wir über Hamburgs Grenzen hinaus die Schirmherrschaft für zahlreiche Veranstaltungen. Vor Kurzem konnte bereits ein Konzert mit koreanischen und deutschen Nachwuchskünstlern an der
Musikhochschule in Hannover realisiert werden.Im Herbst erwarten wir in Hamburg eine koreanische Designerin,die ihre Kreationen bei einer
Modenschau präsentieren wird, und nächstes Jahr eröffnet hier im Völkerkundemuseum eine „Korea Ausstellung“, über die Sie gleich sicherlich noch Genaueres erfahren werden.
Dass die koreanische Präsenz im kulturellen Geschehen in Hamburg beständig wächst, ist nicht zuletzt den Anstrengungen eines aktiven Netzwerks zu verdanken, das unseren Austausch in allen Bereichen
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engagiert unterstützt. Zu diesem Netzwerk zählen die hiesigen koreanischen Vereinigungen, sowie die hamburger Behörden und
Einrichtungen. Ihnen, die das Programm der kommenden Tage gestaltet haben, und auch den Unterstützern des Hamburger
Völkerkundemuseums und der Hochschule für Musik und Theater möchte ich sehr herzlich danken.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
ob Sie nun aus Neugier hier hineingestolpert sind und zum ersten Mal in die koreanische Kultur eintauchen, oder aber das Land und seine
kulturellen Ausdrucksformen schon lange kennen – ich danke Ihnen für das entgegengebrachte Interesse und wünsche Ihnen viel Spaß beim Zusehen, Zuhören und Mitmachen!